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Markus Schraermeyer & Esther Leist 
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Interview:

Wie kamt ihr auf die Idee mit dem Motorrad nach Sydney zu fahren?

Esther:
Puh, lange Geschichte, hier erstmal die Kurzversion:
Wir hatten den Wunsch auf eine große Reise,
wir entdeckten die MZ bei Markus Eltern
Markus machte den Motorradführerschein und
kaufte sich eine Dakar.
Es gab viele Diskussionen über Südamerika und Asien.
Zu Anfang stand Kolkata, dann Bangkok und am Ende Sydney.
Erst waren es 3 Monate, dann 6 Monate und am Ende 1 Jahr.

Markus:
Ich wollte eigentlich nur eine Royal Enfield und die von Indien nach Hause fahren.
Esther wollte aber nicht mit so ollen Dingern durch die Weltgeschichte fahren. Nach vielem hin und her,
war dann Sydney das neue Ziel. Die genaue Geschichte könnt ihr unter “Es war einmal...” lesen.

Esther:
Was heißt ollen Dingern, ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt noch riesigen Respekt vor
Motorrädern und kannte mich überhaupt nicht aus. Die Royal Enfield ist natürlich
das viel schönere Motorrad, als unsere Dakar, aber ich bin mit unserer Entscheidung
trotzdem zufrieden.


*****

Wie lange dauert die Vorbereitung?

Markus:
konkret seit etwa Mitte September 2010, somit wird es bis zum Start ein ganzes Jahr Vorbereitung sein.
Wobei ich feststellen muss, je länger die Vorbereitungszeit dauert, desto mehr Dinge fallen an.
Man hätte am ersten Tag losfahren sollen…


*****

An was muss man alles denken?

Esther:
An viel zu viel...mein Kopf ist zu voll, um das alles
aufzuzählen...

Markus:
Oh ja, aber wir konnten uns durch das Internet und spezielle Literatur ganz gut informieren und
werden hoffentlich nichts Überflüssiges mitnehmen.
Ganz besonders wichtig ist die Kamera, damit die Reise auch ausreichend dokumentiert wird.
Die ewige Diskussion ob digital oder analog, ist dann hoffentlich geklärt.


*****

Was passiert mit eurer Wohnung?

Esther:
Ja, unsere schöne Wohnung ist gekündigt und hat glückliche Nachmieter
.
Markus:
es macht auch keinen Sinn, sie ein Jahr weiter zu unterhalten oder
zu vermieten, da wir nach unserer Reise Berlin sowieso verlassen würden...schnief!


*****

Welche Motorräder fahrt ihr? Wie seid ihr auf sie gekommen?

Markus:
Beide eine BMW F650 GS DAKAR .Das scheint uns, dass ideale Reisemotorrad zu sein, nicht zu
schwer, nicht zu teuer, wahrscheinlich bzw. hoffentlich überall auf der Welt zu reparieren.
Esther:
die Dakar ist die Maschine mit der wir uns beide anfreunden konnten. In unserem Fall ist
sogar der Pärchenlook sinnvoll. Weniger Ersatzteile und man muss nur eine Maschine einmal
komplett auseinander nehmen.

Markus:
Das mit der 650er Dakar ist nicht grade Liebe auf den ersten Blick gewesen. Wie oben bereits
beschrieben, habe ich mein Herz eigentlich schon an die Enfields vergeben. Mittlerweile hat zumindest
meine Dakar einen großen Tank von Touratech mit 39L Spritvolumen, das reicht für gut 800 km, außerdem
bekommt sie ein neues Fahrwerk von WP und noch ein paar Doppelscheinwerfer. Das soll der Dakar etwas
mehr Nachdruck verleihen und an die guten alten Tage der großen Rallyeerfolge erinnern... Ich merke gerade,
das es zu diesem Thema noch einiges zu sagen gibt, deshalb wird es noch eine eigene Rubrik dazu geben.


*****

Was macht ihr, wenn das Motorrad kaputt geht?

Markus:
mir endlich meine Royal Enfield kaufen und mit der weiterfahren ;)
Esther:
Wir versuchen es mit unserem Werkzeug zu reparieren, dass wir eh schon die ganze Zeit mit uns rum -
schleppen oder wir treffen liebe Menschen, die uns helfen. Zur Not fahren wir mit einem Motorrad weiter...


*****

Wo übernachtet ihr?

Markus:
in einem 5 Sterne plus Hotel von Salewa - sprich Zelt. Ansonsten werden wir auch alle„Absteigen“
dieser Welt beziehen, wenn diese uns wegen ihren super Preisen einen möglichst langen Reiseaufenthalt
ermöglichen.

Esther:
Alles was sich günstig ergibt, ich freu mich speziell auf die einsamen Plätze mit kleinem Feuer
und leckerem Essen aus unserer neuen Wanderküche!!

Markus:
... und Kaffee vom Benzinkocher am nächsten Morgen.


*****

Habt ihr eigentlich Angst?

Markus:
Ja, das wir in Pakistan kein Klopapier kaufen können...nein, nein, ich bin allerdings von uns beiden
eher der Vorsichtigere. Wir werden nichts riskieren, uns vernünftig Verhalten und gegenseitig
aufeinander aufpassen. So bald es heikel wird, werden wir uns auch nicht scheuen eine Region zu
umfahren oder zur Not überfliegen. Angst ist ein schlechter Ratgeber, wir müssen niemanden etwas
beweisen und werden alles mit der nötigen Ruhe angehen. Diese Zeit haben wir ja, zum Glück.

Esther:
Überwiegend, nein. Manchmal gibt es aber Tage, wo man schlecht geträumt hat oder sensibel
drauf ist, dann hat man doch mal ein ungutes Gefühl.

Markus:
Ab Esfahan, im südlichen Iran, werden wir uns einem Konvoi anschließen, der in kürzester Zeit
Beluchistan und den Rest Pakistans durchquert. Das ist sicherlich mit Abstand die gefährlichste
Strecke auf unserer Reise, die wir dann mit den Jungs von „Overlandtours“ zusammen zu
bewältigen haben. Einer der Drei, hat ein Buch über deren erste Tour geschrieben, es heißt:
„Konvoi - Briefe einer Reise nach Indien 2006/2007“ der Downloadlink ist hier: 24MB mit Bildern
http://www.eisenzelt.de/v2/images/stories/felix/docs/reisebericht.pdf


*****

Wie viel Kilometer sind es eigentlich?

Esther:
Wir können es nicht genau sagen, da der Routenplaner es nicht wirklich ausrechnen
kann, aber wir schätzen ca. 35 000 km
.


*****

Wie kam gerade diese Route zustande?

Esther:
Es war am Anfang die Frage, ob wir die nördliche Route ums schwarze / kaspische Meer über
Kasachstan oder die südliche Route, über den Iran, Pakistan, nehmen. Meine Mutter und meine
Oma feiern im September ihren runden Geburtstag und wir brauchten viel Vorbereitungszeit und
so entschieden wir uns für die warme, südliche Route, da es in Kasachstan zu dieser Zeit sehr kalt ist.


*****

Warum gerade 1Jahr?

Markus:
Warum nicht?
Esther:
Wenn die Reise so läuft, wie ich mir das vorstelle, brauchen wir 3 Monat bis wir uns an den neuen
Rythmus gewöhnt haben. Nach einem halben Jahr sind wir voll drin und wollen nicht zurück.
Und nach einem Jahr hat man erstmal genug gesehen und freut sich auch wieder auf Zuhause.
Außerdem sind wir am südlichsten Punkt - am „Ende“ angekommen.


*****

Wie finanziert ihr das?

Markus:
Bergeweise Schulden.
Esther:
Es finanziert sich überwiegend aus unserem Ersparten und durch die Art des Reisens. Wir werden
viel im Zelt schlafen, selber kochen und halten uns überwiegend in Asien auf.


*****

Wie viel Kilo dürft ihr mitnehmen?

Esther:
In jeden Koffer passen 38l und in die Rolle noch mal so 40l. Eigentlich genau so viel, um zulernen, auch
mit wenig zu recht zu kommen. Den meisten Platz brauchen wir für die Ersatzteile, Werkzeuge, eben die
praktischen Dinge. Für Luxus bleibt da nicht viel, aber das ist ja angeblich relativ. „Ihr braucht keine
Thermarest-Matte um gut schlafen zu können, irgendwann habt ihr euch an die einfache Schaumstoffmatte
gewöhnt.” laut: Globetrotter-Verkäufer.

Markus:
Mmhh... ich weiß es gar nicht, aber was mit muss, muss mit ...und was wir unterwegs nicht benötigen,
wird wieder nach Hause geschickt. Außerdem fliegen wir ja nicht auf den Mond, wenn wir ein paar neue
Socken brauchen, kann man die auch in Nepal kaufen. Die Motorradverschleißteile werden wir uns sehr
wahrscheinlich selber zusenden. Es kommt z.B. auf unsere Reifen an, wenn die nach 10tausend km
abgefahren sind, sind wir in Indien und können sie dort wechseln.


*****

Wie lange fahrt ihr schon Motorrad?

Markus:
seid einem halben Jahr und es macht mir eine Riesenfreude. Dazu ist vielleicht zu sagen, dass wir
diese Reise nicht unternehmen weil wir Vollblutbiker sind. Sondern Reisende die genau dahin wollen,
wo der Bus nicht hinfährt. Die nicht am nächsten Morgen um neun Uhr am Bahnhof sein müssen,
weil genau dann der einzige Zug in 2 Wochen abfährt.

Esther:
ich habe meinen Motorrad-Führerschein mit dem Auto-Führerschein zusammen gemacht und das
war bereits mit 18 Jahren. Das Motorradfahren hat mir eigentlich mehr Spaß gemacht, als das Autofahren.
Doch durch einen Sturz, mit dem Chopper meines Vaters, baute ich eine Angst auf, so das ich Jahre
nicht mehr Motorrad gefahren bin. Eigentlich habe ich jetzt erst, auf meiner Dakar, die Angst überwunden.
Und jetzt kann ich sagen, Motorradfahren macht glücklich.


*****

Was sagen eure Eltern und Freunde?

Markus:
die sehen es gelassen, was sollen sie auch anderes tun.
Esther:
Ganz unterschiedlich: die einen haben Bedenken, die anderen beneiden uns, einige sagen: einfach super,
denn später habt ihr dafür keine Zeit mehr oder seid Ihr mutig. Wie ist nochmal die Route? Ihr wisst
schon, da ist Wasser dazwischen? Unsere Eltern sind auf der einen Seite besorgt und auf der anderen
Seite reisen sie selber gerne und freuen sich für uns. Ich denke es sind gemischte Gefühle.


*****

Wie lange seid ihr schon zusammen?

Markus:
Seid 5 Jahren, wieso?


*****

Naja, habt ihr bedenken, 1 Jahr non stop zusammen zu sein?

Markus:
Überhaut nicht, ganz im Gegenteil. Ich wäre mit niemanden lieber unterwegs als mit Esther und außerdem
ist es ja eine sehr außergewöhnliche Situation, ganz ohne die normale Routine und einem gewöhnlichen
Alltag, jeden Tag an einem anderen Ort, da werden wir sicherlich viel damit beschäftigt sein, die neu
erlebten Dinge des Tages zu verarbeiten.

Esther:
Am Anfang unserer Idee ja, mittlerweile immer weniger. Ich habe bereits schon bei vielen Situationen
erfahren, wie gut wir als Team funktionieren und ich vertraue darauf.  Wir werden unsere Krisen haben
und uns fragen, warum wir das eigentlich alles machen? Damit rechne ich schon, aber ich rechne auch damit,
dass wir zurück kommen und uns noch besser kennen und verstehen.


*****

Auf was freut ihr euch am meisten?

Esther:
Viel Sehen, viel Erleben, viel Anderes.

Markus:
Ich bin so unglaublich neugierig auf den Iran und auf Pakistan, außerdem freue ich mich riesig auf unser
Hörprojekt in Kathmandu. Das wir endlich wieder nach Indien fahren. Auf das Essen in Südostasien,
die Urwälder von Sumatra, tauchen in Bali, surfen in Australien... soll ich weiter machen?


*****

Was wird euch fehlen?


Markus:
1. la pavoni
2. mein Bett
3. unsere vielen Freunde

Esther:
Unser Zuhause, alle Menschen die ich gerne habe und meine Auswahl an Klamotten
(zwei Hosen für ein Jahr, ist für mich echt hart !!!)


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